Tinder-Experiment: Machen teure Autos sexy?

Sorgen teure Autos für mehr Erfolg beim Dating? Wir haben den Tinder-Test gemacht - und die Ergebnisse sprechen für sich. Erfahren Sie mehr in unserer umfangreichen Studie.

Worum geht es eigentlich?

Ein Auto sagt mehr als tausend Worte über die Person am Steuer. Lässt ein Porsche 911 oder ein Jaguar seinen Besitzer oder seine Besitzerin also attraktiver, erfolgreicher und interessanter erscheinen? Oder kommt einem zuerst Angeberei und Oberflächlichkeit in den Sinn? Wir bei LeasingMarkt.de haben uns gefragt, wie Luxusfahrzeuge als Statussymbole das Image ihrer Fahrer*innen beeinflussen, insbesondere in Bezug auf die Attraktivität für potenzielle Partner*innen. Können teure Autos gar ein Deal-Breaker beim Flirten werden?

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir ein soziales Experiment durchgeführt: Wir haben 1.000 Männer und Frauen zwischen 16 und 55 Jahren befragt, wie sie zu den Besitzer*innen von teuren, auffälligen Autos stehen, und ob sie diese Menschen generell attraktiver finden als Besitzer*innen von günstigeren Autos. Außerdem haben wir die Einstellung gegenüber Fahrer*innen von Luxusautos in der Praxis getestet. Dafür haben wir Dating-Profile mit teuren und weniger teuren Autos in einer App gegeneinander laufen lassen, bei der es ausschließlich um den ersten Eindruck und äußerliche Anziehungskraft geht - Tinder!

1000 Personen Frauen & Männer
16 - 55 Jahre Alter
Mehr Dates dank teurem Auto? Das Experiment

Zeig mir, was du hast! Statussymbole auf Dating Apps

Ist es eine gute Idee, ein besonderes Auto, eine teure Uhr, Urlaubsbilder aus einem fernen Land oder akademische Auszeichnungen auf einem Dating-Profil hochzuladen? Statussymbole stehen für finanzielle Sicherheit, also für mehr Möglichkeiten und den sozialen Erfolg ihrer Besitzer*innen und signalisieren die Zugehörigkeit zu einer exklusiven Gruppe oder Vorliebe für luxuriösen Lebensstil. Das kann eine*n für potenzielle Partner*innen wiederum interessant machen oder im Gegenteil beängstigend wirken.

Dr. Johanna Degen
Sozialpsychologin

"Viele sind der Meinung, beim Dating ist es vorteilhaft, seinen gesellschaftlichen Status durch Kleidung, Schmuck oder eben auch das Auto zu präsentieren. In Deutschland kommt dies aber meistens weniger gut an, vor allem wenn es protzig wirkt. Hierzulande zeigt man seinen Status am besten weniger plakativ. Anders ist das zum Beispiel in Asien oder in den USA - dort machen große Autos im Dating-Profil tatsächlich einen positiven Eindruck. Tendenziell entwickelt sich Europa in eine ähnliche Richtung wie die USA oder Asien. Seinen ökonomischen Erfolg zu zeigen, wird immer mehr akzeptiert und für Frauen ist der Status auch seit jeher wichtig. Das macht auch evolutionär Sinn. Trotzdem ist es weiterhin wichtig, dass der Mann sozial motiviert, zugänglich und warmherzig ist und sich nicht zu sehr auf sich selbst und seine Erfolge fokussiert."

Die Frage bleibt also: Lohnt es sich, ein schickes Auto auf einem eigenen Dating-Profil zu zeigen?

Ist was dran an dem Sexappeal auf vier Rädern?

Im ersten Schritt haben wir 1.000 Frauen und Männer nach ihrer Einstellung gegenüber Fahrer*innen von teuren Autos als potenziellen Partner*innen bundesweit und anonym befragt. Folgende Ergebnisse kamen dabei heraus

Laut unserer Umfrage findet nur ein geringer Anteil der Befragten (12% Männer und knapp 15% Frauen) die Fahrer*innen von schicken Autos besonders attraktiv. Für mehr als 85% der Befragten macht es keinen Unterschied, ob jemand ein teures oder besonders auffälliges Auto fährt. Für die große Mehrheit hat ein teures Auto also keine Auswirkung auf die Attraktivität potenzieller Partner*innen. Ein ungefähr ähnliches Ergebnis kam auch bei der Frage raus, ob die Befragten die Luxusauto-Fahrer*innen als erfolgreicher oder klüger wahrnehmen als Fahrer*innen von "normalen" Autos (14% bei Männern und bei Frauen). Spannend ist auch, dass die Antworten von Männern und Frauen sehr ähnlich ausfallen.

Für mehr als die Hälfte der Befragten (knapp 63% bei Männern und knapp 66% bei Frauen) spielt es keine Rolle, welche Autos potenzielle Partner*innen fahren.

Die Ergebnisse der Befragung fielen eindeutig aus: Teure Autos bringen keinen Attraktivitäts-Boost und sind für viele Menschen kein wichtiger Faktor, wenn es um die Wahrnehmung der Person am Steuer geht. Zumindest in der Theorie...

Tinder-Test: So kommen teuere Autos beim Online-Dating wirklich an

Sind luxuriöse Fahrzeuge also doch kein großer Pluspunkt beim Online-Dating? Genau das haben wir auf Tinder getestet!

Zwei Testpersonen haben sich bereit erklärt, an dem Experiment teilzunehmen und eine Woche auf Tinder zu verbringen. Nika und Kevin erstellten jeweils zwei nahezu identische Profile in der App, die sich nur in einem Aspekt unterschieden - auf einem ihrer Profile besitzen sie ein auffälliges und teures BMW 6er Cabrio. Dieses setzen sie auf den Profilen auch in Szene. Bei dem zweiten Profil wurde der Wagen jeweils durch einen über 12 Jahre alten Smart 450 ausgetauscht.

Innerhalb von sieben Tagen haben Nika und Kevin insgesamt 1.000 Männer und Frauen auf Tinder positiv bewertet - nach rechts geswipt, ohne jegliche Interaktionen mit anderen Nutzer*innen einzugehen. Nun ziehen wir die Bilanz und vergleichen die Anzahl der erzielten Matches und Likes der jeweiligen Profile.

Reality Check: Wer kommt auf Dating-Plattformen wirklich besser an?

Den Umfrage-Ergebnissen zufolge üben teure Autos keinen erheblichen Einfluss auf die Anziehungskraft ihrer Fahrer*innen aus. Unsere Realitätsprüfung zeichnet jedoch ein anderes Bild!

Im Tinder-Test überholte Kevin mit einem BMW den Kevin mit einem Smart nach über 1.000 Swipes ganz eindeutig um knapp 40 Prozent (184 vs. 132 Matches). Das ist bemerkenswert. Auch die Anzahl der Direktnachrichten unterscheidet sich um fast 20 Prozent (40 DMs bei Kevin im BMW vs. 32 DMs bei Kevin im Smart). Der Wagen, mit dem eine potenzielle Reise zum Liebesglück stattfindet, macht also mindestens bei männlichen Profilen einen beachtlichen Unterschied.

Auch bei unserer weiblichen Testperson Nika konnten wir ein ähnliches Ergebnis feststellen: Obwohl beide Profile von Nika insgesamt sehr gut ankamen und bei ca. jedem zweiten Swipe nach rechts einen neuen Match erhielten, gab es bei Nika im BMW deutlich mehr Matches, als bei Nika im Smart. Ihr Profil mit BMW kam auf insgesamt 587 Matches, darunter 306 Direktnachrichten. Bei Nika mit dem Smart waren es am Ende 458 Matches und 238 Direktnachrichten. Im Vergleich gab es mit dem BMW also etwa 25 Prozent mehr Matches und Nachrichten von potentiellen Partner*innen.

Den aktuellen Studien zufolge verbinden immer weniger junge Frauen ihre Hoffnungen auf eine glückliche Partnerfindung mit einer Dating-App. Die Diskrepanz zwischen den männlichen und weiblichen Profilen auf Tinder bleibt dadurch weiterhin sehr hoch, und Frauen bekommen viel mehr Likes als Männer. Unser Experiment bestätigt diese Tendenz: Die Profile von Nika verbuchen etwa 50 bis 80 Prozent mehr Matches als die Profile von Kevin (587 und 458 vs 184 und 132). Auch auffällig ist der Direktnachrichten-Vergleich. Mit jeweils 238 und 306 Nachrichten pro Profil hat Nika im Vergleich zu unserer männlichen Testperson Kevin über 85 Prozent mehr Nachrichten erhalten. Diese Bilanz macht es deutlich: Finden zwei kompatible Menschen nicht schnell zueinander, kann Online-Dating für beide Seiten schnell frustrierend werden.

Tinder-Ergebnis

587 MATCHES
306 NACHRICHTEN
458 MATCHES
238 NACHRICHTEN
184 MATCHES
40 NACHRICHTEN
132 MATCHES
32 NACHRICHTEN

Fazit: Luxus zieht, aber nicht bei jedem

Das Fazit fällt wenig überraschend aus: Statussymbole erzeugen Aufmerksamkeit und ziehen Menschen an, ob sie es zugeben wollen oder nicht. In der Realität gilt das aber nicht für alle Menschen und Statussymbole gleichermaßen. Laut Experten sind Erziehung und sozialer Kontext ausschlaggebend dafür, wie viel Wert wir Statussymbolen beimessen. Der Psychotherapeut und Beziehungsexperte Dr. Wolfgang Krüger hat eine Erklärung dafür, wieso Luxusgegenstände nicht auf alle Menschen gleich wirken:

"Der Gebrauch und die Wertschätzung von Statussymbolen hängt immer auch damit zusammen, welche Wertvorstellungen wir haben, was unsere Familiengeschichte ist, und welchen Lebensstil wir führen. Es gibt soziale Kreise, in denen ein Mann mit einem Fahrrad und Rollkragenpullover besser angesehen ist als ein BMW-Fahrer mit einer teuren Rolex-Uhr. Andererseits gibt es Menschen, die einen großen Wert auf einen gehobenen Lebensstil legen, auf teure Kleidung, exklusive Autos und Luxusreisen. Hochpreisige Handtaschen, edle Uhren und Eigentumswohnungen im Wert von einigen Millionen finden immer ihre Käufer*innen. Wir sollten uns nicht danach definieren, was wir haben, sondern nach dem, was wir sind. Wir leben aber in einer Gesellschaft, in der der Lebenserfolg auch nach dem ökonomischen Erfolg gemessen wird und es ist folgerichtig, wenn man diesen auch zeigen möchte."

Selbst wenn die meisten Nutzer*innen wissen, wie die Mechanismen der Selbstdarstellung auf Social Media und Dating Apps funktionieren, dominiert das Aussehen, der visuelle Auftritt einer Person unseren ersten Eindruck. Das wissen die Singles auch, und deshalb kommt so gut wie alles zum Einsatz, was das eigene Profil von den anderen hervorhebt. Statussymbole wie ein teures Auto zählen selbstverständlich dazu.

Sebastian Nowack
Sales Analyst bei LeasingMarkt.de

“Es kommt immer häufiger vor, dass junge Menschen Autos leasen anstatt zu kaufen. Trotz hoher Nachfrage setzten sich Autos der Premiumklasse nicht als beliebtester Typ durch. Für manche ist solch ein Auto einfach zu kostspielig, für andere sind Faktoren wie Alltagstauglichkeit relevanter. Am Ende wird es doch mit mehr Vernunft und passend zu den Lebensumständen ausgewählt. Das am häufigsten geleaste Automodell ist übrigens der VW Golf.”

Ob sich jemand dafür entscheidet, einer Person einen “Like” zu geben oder sie nach rechts zu swipen, weil ihr Auto oder ihre Uhr besonders exklusiv ist, weil sie beeindruckende Urlaubsbilder postet, oder weil sie einen Doktortitel hat, bedarf jedes Mal einer individuellen Entscheidung. Und diese kann jedes Mal anders ausfallen.

Die Methodik des Experiments

Die repräsentative, bundesweite Umfrage unter 1.000 Personen im Alter von 16 bis 55 Jahren wurde durch das Marktforschungsunternehmen Censuswide im Auftrag von LeasingMarkt.de durchgeführt. Die Befragung fand vom 3. bis 7. Mai 2024 statt.

Der Praxistest wurde mit Hilfe des Online-Dating-Portals Tinder vom 25. bis 31. Mai 2024 durchgeführt. Die Studie wurde in keiner Weise von Tinder unterstützt, organisiert oder gesponsert.

Es wurden vier identische Profile mit den folgenden Angaben erstellt:

Name: Kevin, Alter: 25 Jahre, Beruf: keine Angabe Standort: jeweils 7 Tage in Hamburg und München, Match-Radius: 80 Kilometer (nicht sichtbar), Interessen: Reisen, Musik, Autos, Sexuelle Orientierung: Interessiert an Männern und Frauen (nicht sichtbar), Nichtraucher. Alle Profilbilder sind Originalbilder. Jedes Profil (Tinder Plus-Account) vergab 7 Tage lang insgesamt 1.000 positive Bewertungen (150 Swipes nach rechts pro Tag).

Name: Nika, Alter: 28 Jahre. Beruf: keine Angabe Standort: Hamburg bzw. München, Match-Radius: 80 Kilometer (nicht sichtbar), Sexuelle Orientierung: Interessiert an Männern und Frauen (nicht sichtbar), Nichtraucherin. Alle Profilbilder sind Originalbilder. Jedes Profil (Tinder Plus-Account) vergab 7 Tage lang insgesamt 1.000 positive Bewertungen (150 Swipes nach rechts pro Tag).