Die nostalgische Reise durch die Geschichte der Automobilbranche lässt sich nirgends besser erleben als in einem Oldtimer. Immer mehr Autofans kommen auf den Geschmack der antiken Schmuckstücke. Die Zahl der zugelassenen Oldtimer in Deutschland hat in den letzten Jahren stark zugenommen und lag 2018 bereits bei 675.000. Um den Erhalt der historischen Kulturgefährte zu fördern, werden Oldtimer bei der Kfz-Steuer und Versicherung bevorzugt behandelt. Welche Voraussetzungen ein Auto erfüllen muss, um den Sonderstatus eines Oldtimers zu erlangen, wie die Steuervorteile aussehen und welche Spezialkennzeichen infrage kommen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Das erwartet Sie hier
Ab wann ist ein Auto ein Oldtimer?
Nicht jedes alte Auto ist automatisch ein historisches Fahrzeug. Die Einstufung als Oldtimer erfolgt anhand einer Reihe von Anforderungen an das Kfz. Die Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) definiert Oldtimer als:
[…] Fahrzeuge, die vor mindestens 30 Jahren erstmals in Verkehr gekommen sind, weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sind und zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen.FVZ §2, Nr. 22
Etwaige Reparaturen wurden bestenfalls mit Originalbauteilen durchgeführt. Zur offiziellen Klassifizierung als Oldtimer ist ein Gutachten durch einen Sachverständigen notwendig. Dieses kostet ca. 150 bis 300 Euro, abhängig vom Wert des Autos und dem Umfang des Gutachtens.
Youngtimer hingegen sind Fahrzeuge, die älter als 20 Jahre und jünger als 30 Jahre alt sind. Auch hier gilt, dass diese gut erhalten und im Originalzustand sein sollten. Dann gelingt mit 30 Jahren auch der Übergang zum Oldtimer.
Tipp: Wir verraten Ihnen die Top-5 der beliebtesten „Oldtimertreffen in Deutschland.“
Spezielle Kennzeichen für Oldtimer
Neben dem regulären Kennzeichen bestehen für einen Oldtimer weitere Zulassungsmöglichkeiten. Das wären zum einen das H-Kennzeichen, zum anderen das rote 07-Kennzeichen. Beide Alternativen bringen im Vergleich zur gängigen Zulassung eine deutliche Steuererleichterung mit sich. Für Oldtimer-Pkw fällt dann jährlich eine Kfz-Steuer von pauschal 191,73 Euro an. Sowohl beim H-Kennzeichen als auch beim 07-Kennzeichen entfällt die Pflicht zur Umweltplakette, das heißt Sie dürfen mit Ihrem Oldtimer auch ohne grüne Plakette in eine Umweltzone fahren.
Wichtig: Der Oldtimer wurde als Saisonfahrzeug angemeldet und bleibt im Winter für eine längere Zeit stehen? In unserem Artikel „Standschäden am Auto vermeiden“ verraten wir Ihnen, welche Beschädigungen bei einer langen Standzeit am Pkw auftreten können und wie Sie dafür sorgen können, dass es gar nicht erst zu Defekten kommt.
Historisches H-Kennzeichen für Oldtimer: Voraussetzungen und Kosten
1997 wurde in Deutschland das H-Kennzeichen eingeführt, um den Erhalt historischer Fahrzeuge zu fördern.
Voraussetzungen H-Kennzeichen
Für die Zulassung mit einem H-Kennzeichen müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Die erstmalige Zulassung des Fahrzeugs liegt mindestens 30 Jahre zurück.
- Alle Kfz-Hauptbestandteile entsprechen dem Originalzustand.
- Etwaige Umbauten verändern nicht die zeittypische Optik.
- Das Fahrzeug befindet sich in einem gut erhaltenen Zustand.
- Originalzustand, guter Erhalt sowie Verkehrstüchtigkeit werden von einem Oldtimergutachten belegt.
- Das Fahrzeug verfügt über eine bestandene HU (Hauptuntersuchung).
Kosten H-Kennzeichen
Bedenken Sie, dass neben den Zulassungsgebühren für das H-Kennzeichen zusätzlich Kosten für die Hauptuntersuchung sowie für das Oldtimergutachten auf Sie zukommen.
Zulassung | 40 € |
Wunschkennzeichen | ca. 13 € |
Prägen der Nummernschilder | 20 € – 30 € |
Rotes 07-Kennzeichen zur zweckgebundenen Nutzung von Oldtimern
Das 07-Kennzeichen ist für Sammlerstücke geeignet, die weder über eine Zulassung noch eine bestandene HU verfügen. Ein einziges rotes Nummernschild kann abwechselnd für mehrere Fahrzeuge verwendet werden – der Steuersatz von 191,73 Euro erhöht sich dabei nicht.
Allerdings darf ein Oldtimer mit dem roten 07-Kennzeichen lediglich für zweckgebundene Fahrten wie z.B. die Anreise zu einem Oldtimer-Treffen genutzt werden. Darüber hinaus müssen Sie beim Antrag u.a. ein polizeiliches Führungszeugnis sowie einen aktuellen Auszug aus dem Fahreignungsregister vorlegen.
Tipp: Weitere Sonderkennzeichen lernen Sie in unserem Autokennzeichen-Artikel kennen.
Oldtimer Versicherung: Kosten und Besonderheiten
Versicherungen für Oldtimer sind in der Regel günstiger als herkömmliche Kfz- und Teilkasko- bzw. Vollkaskoversicherungen. Das liegt daran, dass Oldtimer selten als Alltagsfahrzeug genutzt werden und somit ein geringeres Unfallrisiko aufweisen. Darum wird im Rahmen der Versicherung oftmals eine maximale Fahrleistung von jährlich 6.000 bis 9.000 Kilometern festgelegt.
Für die Kfz-Haftpflichtversicherung werden ca. 40 bis 110 Euro im Jahr fällig. Dabei gilt: Je älter das Auto, desto günstiger die Versicherung. Die Höhe des Teil- bzw. Vollkaskoschutzes ist wiederum vom Wert des Oldtimers abhängig und beläuft sich auf etwa 30 bis 70 Euro jährlich.
Tipp: Oldtimer werden zunehmend beliebter, und das leider auch bei Kriminellen. Wie Sie Ihren Wagen vor Dieben sichern können, lesen Sie in unserem Artikel Diebstahlschutz für Autos.
Unfallrisiko: Wie sicher sind Oldtimer?
Sicherheitsstandards, die wir heutzutage für selbstverständlich ansehen, sind bei einem Oldtimer häufig nicht vorhanden. Von Fahrerassistenzsystemen wie Spur- und Abstandshalter mal ganz zu schweigen, sind selbst Sicherheitsgurte, Airbags und Antiblockiersysteme in besonders alten Autos oft Fehlanzeige. Hinzu kommen teils erheblich längere Bremswege. Doch wer seinen Oldtimer nachrüsten möchten, sollte aufpassen. Schließlich muss das Fahrzeug in originaltreuem Zustand erhalten bleiben, um beim Gutachter als Oldtimer anerkannt zu werden.
Dennoch ist das Unfallrisiko mit einem Oldtimer gering – 11 Mal geringer als mit einem gewöhnlichen Pkw. Das liegt vor allem daran, dass Oldtimer seltener und vorsichtiger gefahren werden, und das überwiegend im Sommer bei guten Wetterbedingungen. Doch wenn es kracht, dann richtig: Die Verletzungsgefahr ist in einem Oldtimer fast um ein Drittel höher.
Was ist mit der Anschnallpflicht beim Oldtimer ohne Gurt?
Seit 1976 gilt in Deutschland die Anschnallpflicht. Doch Oldtimer sind meist älter als dieses Gesetz – wie sieht es also mit der Anschnallpflicht aus in einem Oldtimer ohne Gurt?
Erstmalige Zulassungen vor dem 01.04.1970 müssen nicht mit Sicherheitsgurten ausgestattet sein und auch nicht nachgerüstet werden. Laut §21a der StVO gilt die Anschnallpflicht nur für Fahrzeuge, die über vorgeschriebene Sicherheitsgurte verfügen. Sprich: ohne Gurt keine Anschnallpflicht.
Trotzdem gelten gewisse Regeln, insbesondere bei der Mitnahme von Kindern. Kinder unter drei Jahren dürfen in einem Oldtimer ohne Gurt grundsätzlich nicht mitfahren. Hingegen dürfen Kinder ab 3 bis 12 Jahren mitgenommen werden, allerdings nur auf der Rückbank. Sind Sie älter als 12 Jahre oder größer als 1,50 Meter dürfen sie auch vorne sitzen. Verfügt der Oldtimer jedoch ausschließlich auf den vorderen Sitzen über einen Gurt, muss das Kind ab 3 Jahren in jedem Fall mit einem entsprechenden Kindersitz auf dem Beifahrersitz gesichert werden.
Tipp: Wie Sie den richtigen Kindersitz finden, erfahren Sie in unserem Artikel Autofahrt mit Kind.
Für welche Erstzulassungen auf welchem Sitzplatz welche Gurte verpflichtend sind, entnehmen Sie der folgenden Tabelle. Zum Beispiel müssen Autos, die zwischen dem 1. Mai 1979 und dem 1. August 1984 zugelassen wurden, über Vordersitze mit Dreipunktgut sowie Rücksitze mit Beckengurt verfügen. Dort gilt dann auch die Anschnallpflicht.
Stichtag | Sitzplatz | Gurt |
1. April 1970 | Vordersitze | Dreipunktgurt |
1. Mai 1979 | Rücksitze | Beckengurt |
1. August 1984 | Rücksitze | Dreipunktgurt |
Oldtimer Leasing – geht das?
Die Flexibilität des Leasings genießen und einfach einen Oldtimer auf Zeit leasen? Auf dem Leasingmarkt tummeln sich einige Spezialanbieter, die Oldtimer im Leasing anbieten. Anders als bei herkömmlichen Leasingvermittlern müssen Sie als Leasingnehmer bei einigen Oldtimer Leasinganbietern das Auto selbst ausfindig machen, beispielsweise über Messen, Freunde oder Händler. Sobald Sie mit dem Verkäufer einen Preis ausgehandelt haben, wenden Sie sich dann an Ihren zukünftigen Leasinggeber. Dieser kauft den Oldtimer ab und vereinbart mit Ihnen einen Leasingvertrag. Je nach Anbieter und Vertragsbedingungen können Sie das Auto am Ende der Laufzeit zu einem Restwert kaufen.
Tipp: Den Oldtimer auf Vordermann bringen? Lesen Sie in unserem umfangreichen Artikel Auto selber waschen, wie die schonende Autopflege funktioniert.
Unternehmen und Selbstständige profitieren bei der privaten Nutzung des Oldtimers von steuerlichen Vorteilen, denn im Rahmen der 1 Prozent Versteuerung wird für die Berechnung des Steueranteils der Bruttolistenpreis bei Erstzulassung des Wagens zugrunde gelegt. Dieser liegt inflationsbedingt deutlich unter dem heutigen Fahrzeugwert. Auch die etwaige Übernahme des Oldtimers in das private Vermögen am Ende der Laufzeit ist für viele Gewerbetreibende verlockend. Doch Achtung: Sollte das Finanzamt die Anschaffung eines Oldtimers als unangemessen einstufen, können die damit verbundenen Kosten, u.a. die Leasingraten, nicht als Betriebsausgaben geltend gemacht werden.
Sie bevorzugen eher das sichere und alltagstaugliche Fahrzeug-Leasing? Noch keine 30 Jahre alt, aber dennoch interessant sind unsere Gebrauchtwagenangebote auf LeasingMarkt.de. Möchten Sie Eindruck hinterlassen, dann kommt statt eines Oldtimers vielleicht auch ein Sportwagen für Sie infrage. Natürlich finden Sie auch für viele der beliebten PS-Boliden passende Angebote auf LeasingMarkt.de. Schauen Sie doch mal vorbei!