Wildunfälle sind in Deutschland keine Seltenheit. Allein in 2019/2020 sind laut der Wildunfallstatistik des deutschen Jagdverbandes über 230.000 Haarwildtiere bei Kollisionen mit Fahrzeugen verendet. Aber nicht nur für Tiere kann ein Crash verheerende Folgen haben, sondern auch für Autofahrer. Rund 2.500 Menschen verletzen sich jährlich in Folge eines Wildunfalls. Wer lediglich mit einem Blechschaden davon kommt, hat Glück gehabt. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie sich bei einem Wildunfall mit Wildschaden richtig verhalten, welche Kosten die Versicherung trägt und wie Sie bestenfalls einen Zusammenstoß mit Wild vermeiden können.
Das erwartet Sie hier
- Wann wird von einem Wildunfall gesprochen?
- So verhalten Sie sich richtig nach einem Wildunfall: Schritt-für-Schritt-Plan
- Welche Kosten trägt die Versicherung bei einem Wildunfall?
- Welche Probleme können nach einem Wildunfall entstehen?
- Wo und wann lauern die größten Gefahren?
- Kann der Wildunfall nachträglich gemeldet werden?
- So beugen Sie einem Wildunfall vor
- Fazit: Auf die Versicherung kommt es an
Wann wird von einem Wildunfall gesprochen?
Es handelt sich erst dann um einen Wildunfall, wenn sogenanntes Haarwild involviert ist. Dazu zählen Rehe, Hirsche, Wildschweine, Füchse, Luchse oder auch Hasen. Kleinere Wildtiere wie Igel, Echsen oder Vögel zählen nicht dazu. Der am Auto entstandene Schaden wird dann als Wildschaden und das durch den Autounfall zu Tode gekommene Tier als Fallwild bezeichnet.
Übrigens: In Deutschland passieren die meisten Wildunfälle durch Kollisionen mit einem Wildschwein oder Reh. In 2019/2020 wurden laut Wildunfallstatistik des deutschen Jagdverbandes allein 230.120 der insgesamt 237.760 Haarwild-Unglücke durch Rehe und Wildschweine verursacht.
So verhalten Sie sich richtig nach einem Wildunfall: Schritt-für-Schritt-Plan
Nach dem Zusammenstoß mit einem Wildtier müssen einige Vorkehrungen getroffen werden, um sich selber und andere Verkehrsteilnehmer zu schützen. Wir verraten Ihnen, wie Sie dabei schrittweise vorgehen sollten.
1. Unfallstelle absichern
Schalten Sie Ihr Warnblinklicht sofort ein, damit andere Verkehrsteilnehmer gewarnt werden. Ziehen Sie zunächst Ihre Warnweste an und sichern Sie die Unfallstelle ab. Bewahren Sie Ruhe und geben Sie Acht auf den nachfolgenden Verkehr.
2. Notruf wählen und Erste Hilfe leisten
Sollten andere Personen verletzt sein, kontaktieren Sie den Notruf unter der 112 und leisten Sie Erste Hilfe.
3. Wildunfall bei der Polizei melden
Alarmieren Sie die Polizei unter der 110 und schildern Sie ruhig und sachlich den Vorfall. Diese entscheidet dann, ob zusätzlich ein Förster oder Jäger informiert werden soll.
Wichtig: Melden Sie den Wildunfall nicht und begehen Fahrerflucht, riskieren Sie ein Bußgeld in Höhe von bis zu 5.000 Euro. Diese Meldepflicht gilt in den meisten deutschen Bundesländern – ausgenommen in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Bremen, Hamburg und Niedersachsen. Unfälle mit kleineren Wildtieren sind generell nicht meldepflichtig.
4. Das Wildtier von der Straße entfernen
Falls möglich, entfernen Sie das tote Wildtier von der Straße, sodass kein weiterer Verkehrsteilnehmer zu Schaden kommt. Achten Sie darauf, dass Sie Handschuhe, eine Decke oder Jacke dafür nutzen, da das Tier Krankheiten haben könnte. Ist das Haarwild nach der Kollision verletzt und flüchtet in den Wald, merken Sie sich die Richtung und schildern Sie diese dem Jäger, sobald er am Unfallort eintrifft. Sollte das Wildtier nach dem Wildunfall nicht fliehen, halten Sie ausreichend Abstand. Egal ob lebendig oder tot – in beiden Fällen empfehlen wir auf die Ankunft des Jägers oder Försters zu warten. Dieser kümmert sich dann um das Wildtier.
Wichtig: Das angefahrene Wild darf nicht vollständig, zum Beispiel in Ihrem Kofferraum, von der Unfallstelle entfernt werden, da sonst eine Anzeige wegen Wilderei droht.
5. Wildunfall dokumentieren lassen
Lassen Sie sich von der Polizei oder dem zuständigen Jäger eine Wildschadenbestätigung ausstellen. Diese benötigen Sie nämlich als Nachweis und zur Vorlage bei der Kfz-Versicherung. Ansonsten kann die Versicherung Ihnen Leistungen verweigern. Der Vorfall ist innerhalb einer Frist von fünf Tagen bei der Auto-Versicherung zu melden, bei schwerwiegenden Schäden binnen 48 Stunden.
Wichtig: Bei den meisten Wildunfällen wird im Nachgang von der Versicherung ein Gutachter hinzugezogen, der den Schaden beurteilen soll. Vermeiden Sie es, den Wagen vorab zu waschen, da Sie sonst wichtige Beweise entfernen. In diesem Fall kann dann sogar die Versicherung die Zahlung ablehnen.
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Welche Kosten trägt die Versicherung bei einem Wildunfall?
Damit die Versicherung den Wildschaden übernimmt, benötigen Sie einen Teil- oder Vollkaskoschutz. Die Kfz-Haftpflicht greift lediglich bei Beschädigungen an Fahrzeugen anderer Verkehrsteilnehmer, die durch Ihren Unfall entstanden sind.
Tipp: So verhalten Sie sich richtig beim Unfall mit einem Leasingauto.
Achten Sie bei Abschluss Ihrer Versicherung darauf, dass Unfälle mit Wildtieren abgedeckt sind – am besten sogar mit Tieren aller Art, wie Vögel, Klein- und Haustiere. Mit einem geeigneten Versicherungsvertrag zahlen Sie bei einem Wildunfall nur die in der Police festgesetzte Selbstbeteiligung. Voraussetzung ist, dass Sie den Unfall mit einer Wildschadenbestätigung nachweisen können, andernfalls lehnt die Teilkaskoversicherung den Antrag ab.
Tipp: Mit einer Vollkaskoversicherung sind Sie übrigens am besten gegen Wildschäden abgesichert. Diese greift nämlich auch bei Beschädigungen, die zum Beispiel durch ein Ausweichmanöver entstanden sind.
Welche Probleme können nach einem Wildunfall entstehen?
Wird Ihr Auto bei einem Wildunfall beschädigt und das Tier verschwindet danach vom Unfallort, kann es Schwierigkeiten bei der Beweisführung geben. Die Versicherung kann in diesem Fall die Leistungen für die Schadensregulierung verweigern – ausgenommen der Jagdpächter bescheinigt den Vorfall eines bekannten Wildwechsels am besagten Unfallort. Kommt es zu einem Autoschaden durch Kleintiere wie Hasen oder Füchse, bekommen Sie die Kosten der Beschädigungen im Normalfall nicht ersetzt.
Wo und wann lauern die größten Gefahren?
Die meisten Wildtiere sind in der Morgen- und Abenddämmerung auf Futtersuche. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, ein Wild auf der Straße anzutreffen zwischen 17 bis 24 Uhr und von 5 bis 8 Uhr morgens am höchsten. Auch während der Paarungszeit zwischen Juli bis Februar ist äußerste Vorsicht in Wald- und Feldgebieten geboten.
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Kann der Wildunfall nachträglich gemeldet werden?
Viele Fahrer stehen kurz nach einem Wildunfall unter Schock. So kommt es häufig dazu, dass der Zusammenprall zuerst nicht realisiert und der Unfallort sofort verlassen wird – ohne die Kollision zu melden. Aber auch im Nachhinein, sobald der erste Schreck verflogen ist, kann der Wildunfall noch gemeldet werden. Dieser Schritt sollte unter allen Umständen unternommen werden, da Sie sonst keinen Nachweis für die Schadensregulierung der Versicherung erhalten und im Extremfall auf den Kosten für die Reparatur der Schäden sitzen bleiben. Neben der fehlenden Bescheinigung können auch rechtliche Konsequenzen und Bußgelder folgen, da in manchen deutschen Bundesländern eine Meldepflicht bei einem Wildunfall besteht.
So beugen Sie einem Wildunfall vor
Ob in der Morgendämmerung, nachts oder auch am Tag – fahren Sie stets vorausschauend und aufmerksam auf Landstraßen oder durch den Wald. Gerade bei Warnschildern für Wildwechsel sollten Sie besonders vorsichtig sein, den Fuß vom Gaspedal nehmen und bremsbereit sein.
Springt ein Tier auf die Straße, bremsen Sie behutsam ab und bleiben auf Ihrer Spur. Denn speziell der Spurwechsel oder ein Ausweichmanöver kann schnell zu einem gefährlichen Unfall führen. Machen Sie auf sich aufmerksam und hupen Sie, damit das Tier weiterläuft.
Fazit: Auf die Versicherung kommt es an
Zu jeder Tages- oder Jahreszeit müssen Autofahrer in Waldabschnitten und auf Landstraßen mit einem erhöhten Unfallrisiko durch Wild rechnen. Daher ist stets besondere Vorsicht geboten, damit Sie unbeschadet und sicher an Ihr Ziel gelangen. Falls es dennoch zu einer Kollision mit einem Wildtier kommt, bietet Ihnen die Vollkasko einen umfassenden Schutz. Bei den Auto-Abo-Angeboten auf LeasingMarkt.de sind übrigens beide Versicherungen inklusive – die Kfz-Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung. So sind Sie bestens abgesichert!