In der Welt der Automobilbranche schreitet die Digitalisierung unaufhaltsam voran. Ständig werden neue Geschäftsmodelle mit innovativen Technologien entwickelt, die beim Verbraucher Anklang finden sollen. So auch die Vision des Smartphones auf vier Rädern. Mit dem Prinzip „Functions on Demand“ rückt diese Vorstellung jetzt ein gutes Stück an die Realität heran. Denn durch On-Demand-Funktionen ist es dem Autofahrer bei vernetzten Fahrzeugen möglich, Zusatzfunktionen, wie eine Sitzheizung oder bestimmte Assistenzsysteme, via Display im Auto ganz einfach gegen eine Gebühr nachträglich freizuschalten. Doch fasziniert diese Idee auch die Autofahrer? Wir haben uns dieses Zusatzfeature mal genauer angeschaut und eine repräsentative Umfrage mit 1.000 Teilnehmern durchgeführt. Wer dem Thema noch skeptisch gegenübersteht, wer den App-Ansatz beim Auto befürwortet und viele weitere Fragen klären wir in diesem Artikel.
Das erwartet Sie hier
- Was sind On-Demand-Funktionen im Auto?
- Functions on Demand im Check – Vorteile und Nachteile
- Welche Funktionen lassen sich online nachrüsten?
- Welche Hersteller bieten Functions on Demand?
- Wie viel kosten On-Demand-Funktionen?
- Wie lassen sich die Funktionen aktivieren?
- Downloadbare Extras für Autos – Mehrwert oder Geldmacherei?
- Mit Functions on Demand Auto-Extras nach Belieben freischalten
Was sind On-Demand-Funktionen im Auto?
Neben der Möglichkeit, mit Over-the-air-Updates die Fahrzeugelektronik ohne Werkstattbesuch auf einen aktuellen Stand zu bringen, können inzwischen auch zusätzliche Features oder Dienste gegen Aufpreis über eine herstellereigene Online-Schnittstelle hinzugebucht werden. Dabei handelt es sich um eine Autokonfiguration nach dem App-Prinzip – die sogenannten Functions on Demand (kurz: FoD), übersetzt Funktionen auf Verlangen. Diese neue Form der Individualisierung ermöglicht es Autofahrern, ihr Fahrzeug nachträglich anzupassen und bestimmte Funktionen nach Belieben freizuschalten. Das Angebot umfasst Komfortfunktionen wie eine Sitzheizung bis hin zu sicherheitsrelevanter Ausstattung wie einer Verkehrszeichenerkennung.
Functions on Demand im Check – Vorteile und Nachteile
Ein Auto leasen oder kaufen und erst später das Navigationssystem, die Sitzheizung & Co. gegen eine Gebühr aktivieren? Mit Functions on Demand kein Problem mehr. Wir haben uns die Vor- und Nachteile der On-Demand-Technologie mal genauer angeschaut. Was für die nachrüstbaren Extras spricht und was dagegen, erfahren Sie im Folgenden:
Vorteile
- Gewisse Ausstattungsmerkmale können nachträglich binnen weniger Minuten freigeschaltet und hinzugebucht werden.
- Kein Werkstattbesuch und keine teuren Nachrüstarbeiten notwendig.
- Mehr Komfort und Flexibilität nach dem Autokauf oder dem Fahrzeugleasing.
- Manche Extras können für eine bestimmte Nutzungsdauer gemietet, statt gekauft werden.
- Das Auto kann jederzeit flexibel und nach den eigenen Vorstellungen sowie Bedürfnissen konfiguriert werden – ohne dass kostspielige Hardware-Upgrades zuvor erforderlich sind.
- Werden lediglich Funktionen aktiviert, die tatsächlich benötigt werden, können Autofahrer Geld sparen.
- Das Fahrzeug lässt sich mit den On-Demand-Funktionen leichter verkaufen, da der Käufer das Auto ebenfalls nach seinen Vorstellungen konfigurieren kann.
Nachteile
- Functions on Demand können nur hinzugebucht werden, wenn der Hersteller die entsprechende Hard- oder Software bereits im Fahrzeug verbaut hat.
- On-Demand-Funktionen sind abhängig von Onlineverbindungen und Software-Updates.
- Bei der Online-Download-Funktion werden womöglich sensible Daten verlangt.
Welche Funktionen lassen sich online nachrüsten?
Das Angebot an online nachrüstbaren Funktionen ist breit gefächert und hängt in der Regel vom jeweiligen Hersteller und Fahrzeugmodell ab. Typische Features und Dienste sind unter anderem:
- Digitaler Radioempfang
- Fernlichtassistent
- Verkehrszeichenerkennung
- Sitzheizung
- Lenkradheizung
- Standheizung
- Navigation
- Tempomat
- Einparkautomatik
- Sprachbedienung
- Distanzregelung
- Apple CarPlay
- Virtual Cockpit
- Virtual Sound Pakete
- Digitale Lichtsignaturen
- Adaptiver Geschwindigkeitsassistent
- Adaptiver Abstandsassistent
- Stau-Pilot
- Vergrößerte Reichweite
- Zusätzliche Farbe für die Ambientebeleuchtung
- Zusätzliche Lichteffekte der Ambientebeleuchtung
- Kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung
- Parkassistent
- Musik-Streaming
- Video-Streaming
- Massagesitz
- (Teil-) autonomes Fahren
- Klimaautomatik
- Online-Fahrtenbuch
Wichtig: Es gibt bereits einige freie Anbieter auf dem Markt, die On-Demand-Funktionen zu günstigeren Preisen anbieten. Doch Vorsicht! Beziehen Sie diese Funktionen nicht über den entsprechenden Hersteller, besteht das Risiko auf Verlust der Herstellergarantie. Und auch bei herstellerseitigen Updates kann es dazu kommen, dass die vom freien Anbieter freigeschalteten On-Demand-Funktionen verloren gehen.
Welche Hersteller bieten Functions on Demand?
Deutsche Premiumhersteller wie Mercedes-Benz, BMW, Audi und Porsche ziehen nun vermehrt mit dem nach, was Tesla einst begonnen hat: die Integration von On-Demand-Funktionen. Ob Digitalradio, Fernlicht- oder Parkassistent – immer mehr Funktionen können bei diesen Herstellern nach dem Kauf „over-the-air“ nachgerüstet werden. Aber auch Skoda hat technisch aufgerüstet und bietet nachträglich freischaltbare Funktionen für ausgewählte Modelle an. Selbst bei VW stehen für den Golf 8 einige Funktionen gegen Bezahlung online zur Verfügung.
Übrigens: Mercedes-Benz, BMW und Audi haben jeweils ihre eigenen Plattformen und Dienste für die Aktivierung von Functions on Demand entwickelt.
Fahrzeugmodelle mit On-Demand-Funktion
Aktuell stehen Functions on Demand unter anderem für folgende Modelle zur Verfügung:
- Audi A3 (ab Modelljahr 2021)
- Audi A4 (ab Modelljahr 2020)
- Audi A5 (ab Modelljahr 2020)
- Audi A6 (ab Modelljahr 2021)
- Audi A7 (ab Modelljahr 2021)
- Audi Q4 e-tron (ab Modelljahr 2023)
- Audi Q5 (ab Modelljahr 2021)
- Audi Q7 (ab Modelljahr 2021)
- Audi Q8 (ab Modelljahr 2021)
- Audi Q8 e-tron/Audi e-tron (ab Modelljahr 2020)
- Audi e-tron GT
- Skoda Octavia
- Skoda Karoq
- Skoda Kodiaq
- Skoda Superb
- Skoda Fabia
- Skoda Scala
- Skoda Kamiq
- Mercedes-Benz – alle Modelle, die über das Multimediasystem MBUX verfügen
- Tesla Model S
- Tesla Model X
- Tesla Model 3
- BMW – alle Fahrzeuge mit BMW Operating System 7 oder neuer
- Porsche Taycan
Wie viel kosten On-Demand-Funktionen?
Die Kosten für Functions on Demand variieren je nach Hersteller, Modell und Art der Funktion. Während einige Hersteller bestimmte Funktionen gegen eine einmalige Zahlung anbieten, setzen andere auf kostenpflichtige Abonnements. Manche Funktionen lassen sich jedoch auch für einen bestimmten Zeitraum mieten. Eine Sitzheizung im Winter und die Klimaautomatik für den Sommer? Das ist mit Functions on Demand durchaus möglich. Zudem lassen sich so bestimmte Features testen und der Fahrer kann herausfinden, ob er die zusätzliche Funktion tatsächlich benötigt.
Functions on Demand: Kostenbeispiele bei Audi
Bei Audi kann der Kunde für lediglich 1 Euro einen Testmonat mit der gewünschten Funktion starten. Danach sind unterschiedliche Laufzeiten ab sechs Monaten verfügbar. Die jeweiligen On-Demand-Funktionen können über die myAudi App freigeschaltet werden.
On-Demand-Funktion | Preis für sechs Monate |
Audi Smartphone Interface | 38 Euro |
MMI-Navigation plus inkl. Audi Connect plus und Audi virtual Cockpit 10,25” | 308 Euro |
Digitaler Radioempfang (DAB) | 59 Euro |
Fernlichtassistent | 14 Euro |
Licht-Funktionspaket | 66 Euro |
LED-Matrix-Paket | 133 Euro |
Adaptiver Geschwindigkeitsassistent | 80 Euro |
Kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung | 35 Euro |
Parkassistent | 44 Euro |
Functions on Demand: Kostenbeispiele bei Skoda
Bei Skoda können die angebotenen On-Demand-Funktionen gegen eine einmalige Gebühr über den In-Car-Shop von Skoda freigeschaltet werden. Diese bleiben auch nach einem Hauptnutzerwechsel weiterhin vorhanden.
On-Demand-Funktion | Preis – einmalig |
Navigationsfunktion | 690 Euro |
Fernlichtassistent | 294 Euro |
Verkehrszeichenerkennung | 74 Euro |
Adaptiver Abstandsassistent (ACC) | 320 Euro |
Zusätzliche Farben der Ambientebeleuchtung | 29 Euro |
Zusätzliche Lichteffekte der Ambientebeleuchtung | 29 Euro |
Wie lassen sich die Funktionen aktivieren?
Die Aktivierung von On-Demand-Funktionen erfolgt in der Regel über eine spezielle App oder das Infotainment-System des Fahrzeugs. Häufig erhalten Fahrer nach dem Kauf einen Aktivierungscode, den sie dann über die entsprechende Online-Schnittstelle des Herstellers eingeben können. Sobald der Code bestätigt ist, wird die Funktion freigeschaltet und der Fahrer kann sie sofort nutzen.
Downloadbare Extras für Autos – Mehrwert oder Geldmacherei?
Gemeinsam mit Innofact haben wir eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage unter 1.000 Teilnehmern zum Thema Functions on Demand durchgeführt. Das Ergebnis? Für den Automobilkonzern eher ernüchternd. Denn rund 60 Prozent der Teilnehmer lehnen die neue Technologie ab und nur gut 40 Prozent können sich für ein Auto mit On-Demand-Funktionen begeistern. Was jedoch deutlich wird: Für 51 Prozent der unter 30-Jährigen überwiegen die Vorteile der Autokonfiguration nach dem App-Prinzip. So ist die Generation Smartphone mehrheitlich für Functions on Demand im Auto. Ganz anders bei den deutschen Autofahrern zwischen 50 und 65 Jahren. Hier kommt für eine Zwei-Drittel-Mehrheit von 68 Prozent der Kauf eines solchen Fahrzeugs nicht infrage.
Weitere Umfrageergebnisse rund um das Thema Functions on Demand
Grundlage der Umfrage: Immer mehr Autohersteller bieten Extras für ihre Fahrzeuge nach dem Prinzip „Functions on Demand“ an. Ähnlich wie bei Apps auf dem Handy können Käufer demnach gewünschte Zusatzfunktionen für ihr Auto nachträglich downloaden. Die Hersteller verlangen dafür eine Gebühr in Form einer Einmalzahlung oder durch Zahlungen im Rahmen eines Abos. Würden Sie ein Fahrzeug mit „Functions on Demand“ kaufen?
Gesamt | Männer | Frauen | |
Nein gesamt | 59 % | 58 % | 61 % |
Nein, das ist für mich nur Geldmacherei | 29 % | 31 % | 27 % |
Nein, denn die „Functions on Demand“ machen das Fahrzeug letztlich nur teurer | 22 % | 23 % | 21 % |
Nein, ich möchte mein Fahrzeug beim Kauf konfigurieren und später nichts mehr an den Einstellungen andern | 17 % | 18 % | 15 % |
Nein, diese neue Technik ist mir in der Anwendung viel zu kompliziert | 9 % | 7 % | 11 % |
Nein, denn die „Functions on Demand“ sind ein Problem für den Datenschutz | 8 % | 8 % | 8 % |
Nein, ich würde ein solches Auto aus einem anderen Grund nicht kaufen | 12 % | 12 % | 13 % |
Ja gesamt | 41 % | 42 % | 40 % |
Ja, so kann ich mein Auto je nach Bedarf konfigurieren | 19 % | 20 % | 18 % |
Ja, denn durch „Functions on Demand“ zahle ich nur für die Funktionen, die ich auch wirklich nutzen möchte | 18 % | 19 % | 18 % |
Ja, denn durch „Functions on Demand“ lässt sich das Fahrzeug später leichter verkaufen: Der Käufer kann das Auto dann ja nach seinen Vorstellungen neu konfigurieren | 14 % | 17 % | 12 % |
Ja, ich würde ein solches Auto kaufen – ich würde aber sicherlich keine kostenpflichtigen Zusatzfunktionen herunterladen | 11 % | 12 % | 10 % |
Ja, ich würde ein solches Auto aus einem anderen Grund kaufen | 3 % | 4 % | 3 % |
Mit Functions on Demand Auto-Extras nach Belieben freischalten
Functions on Demand stellen zweifellos eine innovative Entwicklung in der Automobilbranche dar, die es Autofahrern ermöglicht, ihr Fahrzeug jederzeit mit nachträglich buchbaren Bezahldiensten individuell anzupassen und auf dem neuesten Stand zu halten. Mit einer stetig wachsenden Anzahl an Automobilherstellern, die On-Demand-Funktionen anbieten und einer zunehmenden Auswahl an Online-Features, dürfte diese Entwicklung auch zukünftig eine große Rolle im Autoalltag spielen.
Die Umsetzung und das Angebot müssen jedoch mit Blick auf die Kunden und deren Bedürfnisse noch weiter ausgebaut werden, um die Mehrheit zu überzeugen.