Ab Juli 2024 müssen laut EU-Richtlinie alle neu zugelassenen Fahrzeugmodelle mit dem intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA ausgerüstet sein. Das Assistenzsystem ISA soll dafür sorgen, dass Autofahrer vorgeschriebene Tempolimits einhalten, wodurch die Verkehrssicherheit verbessert und die Zahl der Unfälle sowie Verkehrstoten um 10 bis 20 Prozent reduziert werden soll. Doch wie funktioniert das System überhaupt? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum ISA-System.
Das erwartet Sie hier
- Was ist ein automatischer Geschwindigkeitsassistent?
- Wie funktioniert der intelligente Geschwindigkeitsassistent?
- Welche Autos haben bereits ISA?
- Intelligenten Geschwindigkeitsassistent ausschalten – ist das möglich?
- Müssen Autofahrer das ISA Pflichtsystem selbst zahlen?
- Intelligenter Geschwindigkeitsassistent: Vor- und Nachteile im Überblick
- Kann der intelligente Geschwindigkeitsassistent ISA nachgerüstet werden?
- Die ISA EU-Richtlinie im Überblick
- Herausforderungen des intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA
Was ist ein automatischer Geschwindigkeitsassistent?
Fahrerassistenzsysteme sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. Denn sie können den Pkw-Fahrer in verschiedensten Verkehrssituationen unterstützen und vor allem vor Unfällen schützen. Speed Limiter, Verkehrszeichenerkennung und Tempomat werden bereits seit einigen Jahren in Fahrzeugen verbaut. Der intelligente Geschwindigkeitsassistent, kurz ISA, soll diese Assistenzsysteme nun miteinander kombinieren. Dabei informiert das ISA-System den Autofahrer automatisch beim Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit – und das bereits ab nur einem km/h zu schnell. Seit Mitte 2022 müssen laut EU-Richtlinie alle neu zu genehmigenden Fahrzeugtypen der Klasse M und N mit dem intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA ausgerüstet sein.
Wie funktioniert der intelligente Geschwindigkeitsassistent?
Der ISA Geschwindigkeitsassistent erkennt per Videokamera auf Verkehrsschildern und/oder mithilfe von GPS-Daten aus digitalen Straßenkarten das jeweils geltende Tempolimit. Wird das vorgeschriebene Tempolimit vom Fahrer überschritten, gibt das System eine akustische/visuelle Warnung ab oder das System greift aktiv ein. Je nach Systemvariante kann der intelligente Geschwindigkeitsassistent das Fahrzeug auf das zulässige Tempo sanft abbremsen oder es erhöht den Widerstand des Gaspedals, um dem Fahrer die Rückmeldung zu geben, dass er die Geschwindigkeit überschritten hat.
Die drei Typen des Tempo-Assistenten
Derzeit gibt es für den Geschwindigkeitsassistenten (Intelligent Speed Assistance, kurz ISA) drei verschiedene Rückmeldemethoden, um den Fahrer über eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder -überschreitung zu informieren. Diese reichen von Warnhinweisen bis hin zum aktiven Eingreifen des Systems. Welche Methode für das ISA-System gewählt wird, ist dem Hersteller selbst überlassen.
- Methode 1 „Offener ISA“ – informative Rückmeldung des ISA-Systems:
Kommt es zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung und -überschreitung, erhält der Autofahrer durch den intelligenten Geschwindigkeitsassistenten eine visuelle oder akustische Warnung. Der Fahrer entscheidet hierbei selbst über das weitere Vorgehen. Diese Methode wird auch als Speed-Limiter-Info-System bezeichnet. - Methode 2 „Halb-offener ISA“– unterstützende Rückmeldung des ISA-Systems:
Das ISA-System erhöht bei dieser Variante den Widerstand des Gaspedals, um den Fahrer über das Tempolimit zu informieren. Diese Methode macht das Beschleunigen schwieriger, verhindert es jedoch nicht. - Methode 3 „Geschlossener ISA“ – eingreifende Rückmeldung des ISA-Systems:
Wird die Geschwindigkeit überschritten, so verhindert ISA automatisch die Motorleistung durch sanfte Drosselung und bremst das Fahrzeug auf das jeweils geltende Tempolimit ab.
Welche Autos haben bereits ISA?
Der intelligente Geschwindigkeitsassistent ist bereits in zahlreichen Fahrzeugmodellen verbaut oder als Option verfügbar. Folgend finden Sie einige Automarken und Modelle, die ISA nutzen (Stand: 11.06.2024):
Übrigens: Ab Juli 2024 ist ISA bei allen Herstellern und in allen Neufahrzeugen Bestandteil der Serienausstattung.
Marke | Modelle | Interne Bezeichnung |
Ford | Ford Focus, Ford Puma, Ford Galaxy und Ford S-Max | Intelligente Geschwindigkeits- regelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer |
VW | VW Passat, VW Arteon und VW Golf | Intelligenter Geschwindigkeitsassistent (Vorausschauende Geschwindigkeitsregelung) |
Opel | Opel Crossland, Opel Astra und Opel Insignia | Automatischer Geschwindigkeitsregler |
Volvo | Volvo V60, Volvo XC60, Volvo C40 Recharge, Volvo S60, Volvo XC40 und der Volvo XC90 | Intelligent Speed Assist |
BMW | BMW 3er, BMW 7er, und der BMW X5 | Speed Limit Assistant |
Mercedes | Mercedes S-Klasse, Mercedes E-Klasse | Verkehrszeichen-Assistent (Aktiver Abstands-Assistent) |
Kia | Kia Sportage, Kia EV6 | Intelligent Speed Limit Assist |
Übrigens: Der Kia Sportage wurde mit der fünften Generation grundlegend überarbeitet und erhielt ein neues Markengesicht. Was das Kompakt-SUV alles zu bieten hat, lese Sie in unserem Kia Sportage Testbericht.
Intelligenten Geschwindigkeitsassistent ausschalten – ist das möglich?
Das ISA-System kann manuell über die Einstellungen des Fahrzeugs komplett ausgeschaltet werden. Bei jedem Neustart ist der Geschwindigkeitsassistent jedoch wieder aktiviert. Im Fahrbetrieb kann ISA, je nach Systemvariante, wie folgt für den Moment ausgeschaltet werden:
- Wird der Fahrer akustisch über eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder -überschreitung informiert, kann er die Funktion häufig über ein Bedienelement am Lenkrad zunächst deaktivieren. Wird das Tempolimit erneut überschritten, ertönt der Warnhinweis wieder.
- Erhält der Autofahrer eine Rückmeldung über das Gaspedal, kann diese durch stärkeren Druck aufs Pedal übersteuert und vorübergehend abgeschaltet werden.
- Ist das Fahrzeug mit der eingreifenden Rückmeldung des ISA-Systems ausgestattet, sodass das System die Motorleistung automatisch drosselt, kann der Fahrer mit einem kurzen “Kick Down” ISA kurzzeitig abschalten.
Übrigens: Bei Modellen von Mercedes, BMW und Porsche lässt sich das ISA-System häufig durch einen langen Tastendruck am Lenkrad vorübergehend deaktivieren.
Müssen Autofahrer das ISA Pflichtsystem selbst zahlen?
Fahrzeugbesitzer eines Neuwagens erhalten für mindestens sieben Jahre das ISA-System mit allen Updates kostenfrei. Danach kann der jeweilige Hersteller dann selbst entscheiden, ob er die entsprechenden Updates gebührenpflichtig zur Verfügung stellt.
Intelligenter Geschwindigkeitsassistent: Vor- und Nachteile im Überblick
Das ISA-System ist bei vielen Autofahrern ein stark umstrittenes und viel diskutiertes Thema. Wir haben uns den intelligenten Geschwindigkeitsassistenten mal genauer angeschaut. Was für den intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA spricht und was eher dagegen, lesen Sie im Folgenden:
Vorteile des intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA
- Geschwindigkeitsüberschreitungen sind ein wesentlicher Faktor für Verkehrsunfälle. Mit dem ISA-System und der einhergehenden Einhaltung des vorgeschriebenen Tempolimits kann die Zahl der Unfälle und auch deren Schwere reduziert werden.
- Wird der intelligente Geschwindigkeitsassistent verwendet, riskieren Autofahrer weniger Bußgeld durch Geschwindigkeitsüberschreitungen.
- Eine gleichmäßige und angepasste Fahrweise kann zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch und zur Einsparung von CO₂-Emissionen führen.
- Der Autofahrer kann seine Geschwindigkeit trotz ISA weiterhin frei wählen und behält somit die volle Kontrolle.
Nachteile des intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA
- Die kamera- und datenbasierten Verkehrszeichenerkennungen sind häufig fehlerhaft. Die Fehlerquote liegt aktuell noch bei durchschnittlich zehn Prozent. Aus diesem Grund sollte sich der Fahrer nicht blind auf das ISA-System verlassen.
- Der intelligente Geschwindigkeitsassistent muss kontinuierlich aktualisiert werden, damit das Kartenmaterial und die Navigationsdaten auf dem neuesten Stand sind – bis zu sieben Jahre sind diese Updates bei jedem Hersteller kostenfrei.
- Soll der intelligente Geschwindigkeitsassistent abgeschaltet werden, muss der Autofahrer vor jeder Fahrt den Assistenten manuell abwählen.
- Da das ISA-System für die Dauer einer Autofahrt deaktivierbar ist, kann dies Gefahren mit sich bringen.
- Schlechte Straßenverhältnisse oder Wetterbedingungen kann ISA nicht berücksichtigen.
- Warnhinweise können einfach übergangen werden.
Kann der intelligente Geschwindigkeitsassistent ISA nachgerüstet werden?
Ein nachträglicher Einbau des ISA-Systems ist theoretisch möglich, jedoch bei älteren Fahrzeugmodellen nicht immer umsetzbar. Eine Pflicht zum Nachrüsten gibt es auch nach derzeitigem Stand noch nicht. Laut EU-Richtlinie müssen ab Juli 2024 lediglich alle zugelassenen Neufahrzeuge standardmäßig über den intelligenten Geschwindigkeitsassistenten verfügen.
Die ISA EU-Richtlinie im Überblick
- Ab Juli 2024 wird in der EU das ISA-System für alle Neuwagen zur Pflicht.
- Laut Europäischer Union ist eine Kombination aus optischen Sensoren und digitalen Karten am effektivsten, um den Autofahrer mit einer 90-prozentigen Sicherheit korrekt über die geltende Höchstgeschwindigkeit informieren zu können.
- Verfügt das neu zugelassene Fahrzeug nicht über das ISA-System, darf das Auto nicht auf dem europäischen Markt verkauft werden.
- Der intelligente Geschwindigkeitsassistent muss im Neufahrzeug vorinstalliert sein.
- ISA ersetzt nicht den Autofahrer. Der Fahrer ist zu jeder Zeit dafür verantwortlich, das vorgeschriebene Tempolimit zu beachten und die einschlägigen Verkehrsregeln einzuhalten. Wird der Fahrer beispielsweise geblitzt, muss er dafür aufkommen.
- Der Geschwindigkeitsassistent soll lediglich zur Unterstützung des Fahrzeugführers dienen.
- Es ist dem Automobilhersteller gestattet, eine der drei Rückmeldemethoden für ihr ISA-System zu wählen.
- ISA darf nur mit zertifizierten und von der EU zugelassenen Systemen und Anbietern zur Bereitstellung von Kartendaten gekoppelt sein. Dazu zählen unter anderem TomTom, Google Automotive Services und Continental.
Herausforderungen des intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA
Tempolimit-Assistenten sind in aktuellen Fahrzeugen keine Neuheit mehr. Mit der EU-Verordnung 2019/2144 und dem ab Juli 2024 verpflichtenden intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ISA schreitet die Entwicklung voran. Sobald das Tempolimit um lediglich einen km/h überschritten wird, gibt das System eine Rückmeldung. Das dürfte bei vielen Autofahrern wenig Anklang finden, trägt aber zur Sicherheit im Straßenverkehr bei. Inwiefern sich ISA in der Praxis bewähren wird und ob das System noch zuverlässiger werden kann, wird sich in Zukunft zeigen.